Wenn du in eine Partei eintrittst, dann hast du auch was zu sagen! – Stimmt das?

Am 9. Dezember 2018 berichtete die Berliner Morgenpost ganzseitig und bekümmert, daß die sechs Abgeordnetenhaus-Parteien unter mangelnder Zuneigung leiden – oder in den Worten der Morgenpost: „In Berlin haben Parteien einen schweren Stand. Nur 1,7 Prozent der Beitrittsberechtigten konnten bisher zu einer Mitgliedschaft überzeugt werden.

Was ist denn da los? Wo doch die Mitgliedschaft geradezu wie ein Schnäppchen auf dem Wühltisch liegt! Die Linkspartei unterbietet natürlich die Konkurrenz mit schon „ab 1,50 Euro‟ im Monat. Nur bei der Grünpartei wird’s teurer, dort kommt man erst mit „mindestens 1 % Nettoeinkommen‟ rein.
Warum also greifen die beitrittsberechtigten 3,05 Mio. Bürger nicht zu? Warum gönnen sich bloß 53.000 (= 1,7 %) das Vergnügen des Parteienprivilegs – incl. Bundestagsmandat und Kanzlerschaft? Dazu eine Stimme aus dem Volke, bei Thoben eingefangen: „Man muß nicht erst in eine Partei eintreten, um nichts zu sagen zu haben.

Da müssen aber die Parteien – und die Lokalpresse als deren natürlicher Lautsprecher – wirklich noch jede Menge Aufklärungsarbeit leisten, denn es gibt doch viel zu gewinnen, zum Beispiel alle möglichen Posten. Nehmen wir die dt. Sozialdemokratie: Sie verfügt über 117 Abteilungen im Lande – und jede Abteilung über einen Vorstand – und jeder Vorstand über eine/n Vorsitzende/n, über stellvertretende Vorsitzende, Kassenwart, Schriftführer, mehrere Beisitzer. Die Abteilung 91 (Wilmersdorf Südost) beispielsweise ernährt ganze 12 Vorständler, die Abteilung 79 (Charlottenburg Nordost) zwar nur 9, aber bei 48 Genossen stehen dort die Chancen nicht schlecht, einer davon zu werden. Und das sind nur die innerparteilichen Posten und auch nur auf der untersten Ebene! Jetzt kommen noch BVV und Bezirksamt, Landespartei und Landesregierung … Und außerdem gibt es ja fünf weitere Abgeordnetenhaus-Parteien.

So viele Möglichkeiten, wichtig zu sein – und doch sehen 98,3 % der Beitrittsberechtigten davon ab? Vielleicht denken viele, sie seien zu alt? Man kann natürlich schon ins Grübeln kommen, wenn man sich die Lebensläufe von Bezirksbürgermeister und -stadträten ansieht: In der Reihenfolge des Auftretens sind sie mit 19, 20, 16, 22 und 19 Jahren ihren Parteien beigetreten. Zwar kommentiert Volkes Stimme (bei Steinecke aufgeschnappt): „Kreißsaal – Hörsaal – Plenarsaal!‟ Aber auch ein Späteinsteiger wie Friedrich Merz wäre mit 63 doch beinahe CDU-Vorsitzender geworden, könnte man da aus aktuellem Anlaß einwenden. Allerdings zugegeben – auch er war schon mit 17 Jahren Parteimitglied. Wahrscheinlich gilt letztlich doch der alte Satz von Gorbatschow: „Wer zu spät an den Wühltisch tritt, den bestraft das Leben‟ … und man hat weiterhin aber auch gar nichts zu sagen.

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