Vielfältiges Gemeindeleben in der Auenkirche (2)

Im 2. Teil werden zwei weitere Aktivitäten von Gemeindemitgliedern vorgestellt, die seit Juni wieder stattfinden (1. Teil: siehe hier).

Auen-Café

„Unser Café ist generationsübergreifend“, betont Marc Andrej Scheidler, der das Auen-Café leitet. „Wir hatten bisher Besucher im Alter von sechs Wochen bis hin zu 101 Jahren. Zu uns kommen Kita-Kinder von nebenan ebenso wie ihre Eltern, die sich hier ohne große Absprache treffen können, Mitglieder aus der Gemeinde, die gern auch mal Besuch von außerhalb mitbringen, Teilnehmer der Taizé-Andacht, bevor diese beginnt, und Nachbarn. Unser Café ist eine Gemeindeeinrichtung, aber für jedermann offen.“

Was lockt das ganze Jahr über die Besucher hierher? Da ist zum einen die große Terrasse hinter dem Gemeindehaus und die anschließende Wiese mit den Spielgeräten, zum anderen aber vor allem das Speiseangebot: „Alle Kuchen und Torten sind selbstgebacken.“ Sie stammen von Marc Andrej Scheidler und seiner Mutter sowie von Unterstützern. „Dazu kommt eine Auswahl aus sechs Sorten Muffins für die Kinder: mit Schokoladestückchen, Vanille, Marzipan, Toffifee, Pfefferminz und Kokos. Und belegte Brötchen: Salami, Schinken, Putenbrust, Gouda, Camembert und Lachs.“

Marc Andrej Scheidler ist kein Konditor von Beruf, sondern durch seine Familie zum Backen gekommen: „Wir waren eine Großfamilie, und da hatte jeder von Kindheit an eine Aufgabe. Bei mir war es das Backen, zuerst für all die Geburtstage. Später habe ich dann Torten dazugelernt und jetzt auch noch Pralinen.“ Außerdem ist er seit seiner Konfirmation in der Gemeinde tätig, indem er ehrenamtlich Jugendgruppen leitete und die Durchführung von Festen unterstützte. „Eines Tages hatte ich die Idee, das Jahre zuvor eingeschlafene Café Luther wieder aufleben zu lassen. Günstig dafür war, dass 2009 das Gemeindehaus umgebaut worden war.“ Denn damals wurde ein Nebenraum des Gemeindesaals mittels einer festen Wand von diesem abgetrennt. „Dort findet seit Januar 2012 jeden Mittwoch rund ums Jahr unser Café statt.“

Das Auen-Café ist eine Veranstaltung der Gemeinde. Es bietet Kaffee und Kuchen – beide auf Wunsch auch mit einem Schlag Sahne – sowie Tee und die erwähnten Speisen zu einem Preis an, der auch großen Familien den Besuch ermöglicht. Gelegentlich versorgt es auch Feiern innerhalb der Gemeinde. Alle Beteiligten wirken ehrenamtlich mit, der Erlös geht vollständig in die Ausstattung des Cafés und kommt auf diese Weise ebenfalls der Gemeinde zugute: neue Stühle für den Raum, der auch von anderen Gruppen wie der Schreibwerkstatt genutzt wird, Sonnenschirme für die Terrasse und eine Tiefkühltruhe, um überzählige Kuchen- und Tortenstücke für die nächste Woche frisch zu halten.

  • Jeden Mittwoch 15-18.30 Uhr
Schreibwerkstatt

Was ist denn eine ‚Schreibwerkstatt‘? Christine Pitzal erklärt es mit dem typischen Ablauf einer Sitzung: „Wir beginnen mit einer ‚Blitzlichtrunde‘, in der jeder anspricht, was ihm gerade am Herzen liegt. Dann gebe ich einen Schreibimpuls, und reihum sagt jeder kurz, was ihm dazu einfällt. Das ist eine Art Sammlung von Denkanstößen. Danach ist eine halbe Stunde Zeit zum Schreiben. Es kommt darauf an, das aufzuschreiben, was einem in dem Moment zum Thema in den Kopf kommt: ‚Das erinnert mich an …‘, aber vielleicht auch: ‚Damit kann ich ja gar nichts anfangen …‘ Bevor wir uns die Texte vorlesen, machen wir eine kleine Pause und plaudern zum Beispiel mit den beiden Tischtennisspielern vor unserem Fenster. Für das Schreiben und das Vorlesen haben wir einige feste Regeln: Es gibt eine Schreibpflicht, aber das Vorlesen ist freigestellt; alles Gesagte bleibt im Raum; es wird nichts kritisiert oder korrigiert, höchstens positive Resonanz ist erlaubt.“

Christine Pitzal war auf die Idee der Schreibwerkstatt gekommen, weil sie immer schon geschrieben hat und dies weiterhin machen wollte, aber um sicherzugehen, daß sie dabei bleibt, fand sie ein bißchen Druck von außen hilfreich. So kam es 2017 zur Ankündigung im Gemeindeblatt. Es meldeten sich zehn Menschen im Alter von Mitte Fünfzig aufwärts. „Unser Motto ist ein Satz von Max Frisch: ‚Schreiben heißt: sich selber lesen.‘ Unsere ursprüngliche Idee war es nämlich, die eigene Biografie zu Papier zu bringen. Daher waren die ersten Schreibimpulse autobiografische: Porträt der Eltern, erster Schultag, schönstes Erlebnis in der Kindheit … Später habe ich die Schreibimpulse ausgeweitet auf Themen, die sich aus Bildern oder Gedichten ergeben.“ Gelegentlich kommen auch Impulse von außen, beispielsweise im Juli vergangenen Jahres, als Frau Jochens – bis 2013 Leiterin des Bezirksmuseums – für die Eröffnung des Kinderbuchmuseums in Kleßen um den Beitrag „Meine Kindheit in der Nachkriegszeit” bat.

Bisher sind in den vier Jahren um die 140 Texte zusammengekommen; Christine Pitzal hat ihre alle aufgehoben. „Zur Zeit sind wir zehn Personen, acht Frauen und zwei Männer. Ein harter Kern von fünf ist seit Beginn dabei. Wir kennen uns jetzt gut und wissen viel voneinander, ohne miteinander verstrickt zu sein. Es herrscht eine Atmosphäre gegenseitigen Respekts, was natürlich unsere Kreativität fördert. Und es gibt manchmal auch große Gefühle, wenn ein Text vorgelesen wird. Das können Tränen sein, nicht nur bei den Verfassern selbst. Viel öfter aber wird herzhaft gelacht“. Anschließend geht‘s dann immer zum Italiener gleich um die Ecke, denn diese Treffen haben sich als Teil der allwöchentlichen Geselligkeit etabliert.

  • Jeden Dienstag 10-12 Uhr. Anmeldung bei Christine Ordon, 030 853 7943.

Gekürzte Fassung eines Berichts, der zuerst im Heft April/Mai 2021 von KiezWilmersdorf erschien.

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