Zeitgeschichte am Straßenrand (2 von 13)

Spruchinschrift Birger-Forell-Grundschule, Koblenzer Straße 22-24, 1911
Zugegeben, auf dem Foto ist der Spruch kaum zu lesen. Selbst wenn man direkt davor auf der Straße steht, ist er schwer zu entziffern, denn er ist hoch an der Fassade der „Knaben“-Seite angebracht und zudem in kunstvoll verschnörkelten Buchstaben. Wie sollten es da die Schüler der einstigen IV. Gemeindeschule schaffen? Und dann auch noch die Umsetzung!! Denn er lautet, auf zwei Zeilen verteilt: „O H N E · F L EI SS K E I N · P R EI S“. (Auf der „Mädchen“-Seite heißt es: „Erst prob‘s – dann lob‘s“.)
Den unter Denkmalschutz stehende Bau entwarf Otto Herrnring, damals Wilmersdorfer Stadtbaurat für den Hochbau. Von ihm stammen zehn weitere Schulgebäude in Wilmersdorf, das Toilettenhäuschen am Preußenpark und das Krematorium an der Berliner Straße.
Die Schule hat 1963 ihren Namen nach einem schwedischen Gesandtschaftspfarrer erhalten, der in der NS-Zeit politisch und rassisch Verfolgte aus dem Deutschen Reich herausschmuggelte, dabei unterstützt von zwei deutschen Polizisten. An alle drei erinnern Gedenktafeln an der Schwedischen Kirche in der Landhausstraße.
Der Spruch an der Fassade geht übrigens zurück auf ein 2700 Jahre altes Lehrgedicht des Dichters Hesiod* – neben Homer der Begründer der griechischen Literatur –, mit dem er seinen arbeitsscheuen Bruder zu gottgefälligem Tun bewegen wollte.
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* Zeilen 286 ff.

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