Ich sende den Vätern und Hütern vom Land
Mal kurz ein Briefchen und gebe bekannt
Ich hab ’ne Idee zum Bürgerwohl
’nen Vorschlag, wie´s besser noch werden soll
Weil etwas, wie´s läuft, nicht passt in die Welt
Und zusätzlich sparte man auch noch Geld
Mehr Freude käme ins tägliche Leben
Ich will dem Land mein Geschenk übergeben
Wohin ich auch schreibe, Senat, Polizei
Verwaltung und Zeitung, Betrieb, Försterei
Man hüllt sich in Schweigen, das war nicht bestellt
’ne Antwort, was ist das denn?, so klingt es gequält
Warum? Wieso hat der uns geschrieben?
Wär besser, sein Brief wär bei ihm geblieben
Belästigt uns hier mit dem blöden Scheiß!
Das Antwortpapier bei uns, das bleibt weiß!
Doch weh Dir, wenn SIE ihre Schreiben Dir schicken
Du kannst Dich nicht vor der Antwort drücken
Da geht’s um Termine, um Staatsrecht und Geld
Wo nicht mal 40 Grad Fieber zählt
Selbst rückwirkend, liegst du schon auf der Bahre
Es zählt nur ihr Amts– und Rechtsgebare
Mit Antrags- und der Beschwerdestelle
Sie halten dich fern, möglichst weg von der Pelle
Ihr Schreiben ist „maschinell erstellt“,
Ein anderes, nämlich die Antwort, das fehlt
Ohne Unterschrift gültig, steht am Ende geschrieben
Als wären die Chefs aus Büros vertrieben
Der Bürger aber, die fleißige Biene
Bekommt nach Rückfrage vielleicht zwei Termine
Doch was ist mit mir? Bin ich denn nichts wert?
Selbst der dümmste Bauer streichelt sein Pferd!
PS: Muss ich auch noch den Papierkorb leeren
den ich gefüllt mit meinen Begehren?
Und — werd ich vielleicht zur Wahl noch gebraucht?
Wann sprech ich euch an — wieder mit
„DURCHLAUCHT“?
Zum Anlass des Gedichts
Dieses Gedicht entstand, nachdem ich 2021 die Senatsschulverwaltung auf langjährige Stromverschwendung auf einem Schulhof (Beleuchtung die ganze Nacht, auch in den Ferien) hingewiesen hatte (ist auch auf anderen Schulhöfen der Fall). Auch nach mehrfachen Erinnerungen kam keine Antwort. Bei telefonischer Nachfrage 2022 riet mir die Senatsbehörde, mich mit „meinem Problem“ ans BA Schöneberg zu wenden. Ebenfalls keine Antwort bis heute.
Hinzu kam im selben Jahr: Weil ich die Kosten für eine Europa-Patentanmeldung von meiner Rente nicht aufbringen kann, lud ich zu einer Pressekonferenz ins Haus des Humanismus Potsdamer Straße, um meine Vorschläge zur Nutzung und Speicherung von Regenwasser und zur Versorgung des Grunewald-Sprengplatzes mit Löschwasser sowie ein platzsparendes Modell für Fahrradparkplätze vorzustellen. Eingeladen waren die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der BUND, die Berliner Wasserwirtschaft, die TU, die Feuerwehr u.a. Es erschien niemand. Darauf schickte ich das Bündel 2022 an die Senatsverwaltung; deren ganze Antwort auf das Millionen-Geschenk: „Danke für das Paket“. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde über diese „Bearbeitung“ einer Bürgereingabe blieb unbeantwortet, die Beschwerde beim Ombudsmann erfolglos, meine Mitteilung an die Präsidentin des Abgeordnetenhauses unbeantwortet.
Was für ein fulminantes Frustgedicht – Chapeau! Sollte in allen Bürgerämtern, Senatskanzleien und Verwaltungsämtern aushängen. Es ist (leider) alles total nachvollziehbar!
Außerdem haben mich zehn weitere Kommentare direkt erreicht. Hier einige Auszüge daraus:
– „Es ist wirklich erschütternd und skandalös, was sich die Berliner Bürokratie offenbar ‚leisten‘ kann! Ich könnte mir vorstellen und hoffe, dass diese Missstände im bevorstehenden Wahlkampf endlich zu einem allgemein interessierenden Thema werden könnten!“
– „Sehr gut, den Nagel auf den Kopf getroffen. Und es wird schlimmer werden.“
– „Kein Wunder, dass viele Leute ihre Wählerstimme in andere Richtungen lenken, wo sie mehr Gehör erwarten.“