„Aufbau Programm“ 1960, Güntzelstraße 51
Der Wiederaufbau von Wohnungen kam nach dem Zweiten Weltkrieg in Westberlin äußerst langsam voran. Das änderte sich erst, als ab 1950 nennenswerte Gelder aus dem Marshallplan (European Recovery Program – ERP) flossen. In diesem Jahr wurde das Berliner Aufbauprogramm ausgerufen. Sein Ziel, jährlich 20.000 Wohnungen, wurde allerdings erst ab 1955 erreicht.
90 % aller in den 1950er Jahren gebauten Wohnungen waren von der öffentlichen Hand gefördert. Vielleicht ist dies eine Erklärung dafür, daß trotz Wohnungsnot die Grundstücke öfters nicht bis zur vordersten Baugrenze bebaut wurden, sondern noch Platz für eine kleine Rasenfläche vor dem Haus blieb, wie hier in der Güntzelstraße an der Ecke zur Landhausstraße und anderswo? Umgekehrt läßt dieser Tage das Bezirksamt zu, daß eine Rasenfläche, die um 1960 – ebenfalls im Rahmen des Aufbauprogramms – in der Nähe vor dem Häuserensemble Nassauische Straße 50-52 entstand, 2022 durch einen Neubau versiegelt wurde (als Nassauische Straße 51a).
Seit dem Jahre 1969 war ich Angestellter in der Wohnungsbau Kreditanstalt Berlin, die seit den Nachkriegsjahren den „öffentlich geförderten Wohnungsbau“ finanzierte und betreute.
Es entstanden Gropiusstadt, Märkisches Viertel und andere Gross-Viertel sowie auch kleinere private Wohnblocks.
Durch politische Entscheidungen wurde die Förderung des sozialen Wohnungsbaus mit seiner „Anschlussförderung“ in den 2000 ender Jahren eingestellt (Sarazin lässt grüßen). Dies führte letztlich zu einer gewaltigen Mietsteigerung durch Beendigung der Mietpreisbindung.
Da geht es heute nicht nur um die fehlenden Rasenflächen, sondern um die generelle Fehlleistung in Sachen „sozialer Wohnungsbau“.
Nach Auskunft von Vorstandsseite der heutigen IBB mangelt es nicht an Grundstücken, sondern an Investitionsbereitschaft der unterschiedlichen Bau-Unternehmer.
Ich verstehe nicht, warum das Modell des „sozialen Wohnungsbaus“ mit der entsprechenden Förderung als Anreiz für Bauunternehmer heute nicht mehr praktiziert wird.
Soweit mein Bedauern als Ehemaliger aus „Aufbauzeiten“.
Rudolf