Die Geschichte des „Dorfaue-Gedenksteins‟ in der Wilhelmsaue begann 1933 mit einem riesigen Spektakel

Am östlichen Ende des Mittelstreifens in der Wilhelmsaue steht ein gewaltiger Menhir, der eine Bronzetafel mit folgender Inschrift trägt:
DU befindest Dich hier auf der ehemaligen Dorfaue im ältesten Teil unseres Bezirkes. UM 1750 gaben Bauerngehöfte, umschlossen von Feldern, Wiesen und Seen, Alt-Wilmersdorf das Gepräge.

Hat sich wirklich jemand 1956 – elf Jahre nach Kriegsende inmitten der zerstörten Stadt – die Mühe gemacht, diesen 3,80 m hohen, 2 m breiten, 50 cm dicken und mehrere Tonnen schweren Findling aus Bayern herzuschaffen, um mitzuteilen, daß sich an dieser Stelle vor fast einem Viertel Jahrtausend angeblich eine ländliche Idylle befand?
In der Tat wurde der Stein nicht aus diesem Grund hier aufgestellt und auch nicht zu diesem Zeitpunkt; vielmehr stand er damals schon 23 Jahre dort. Und er war schon einmal enthüllt worden; in der eingemeißelten Vertiefung befand sich seinerzeit eine Bronzetafel mit diesem Text:
Schlageter zum Gedächtnis, 26. Mai 1933, NSDAP

Zur Geschichte des Gedenksteins

Leider trägt der Findling keinen Hinweis auf seinen ursprünglichen Zweck. Aber anhand von Zeitdokumenten läßt sich die Geschichte des Gedenksteins rekonstruieren. Dabei erfährt man, welche Rolle der Pfarrer der Auenkirche, der Bürgermeisters und seine Kollegen aus dem Bezirksamt von Wilmersdorf sowie bis zu 15.000 Bürger aus Wilmersdorf und Umgebung bei der Erstenthüllung des Gedenksteins – die damals größte Veranstaltung dieser Art in Berlin – spielten. Es geht darum, wer Leo Schlageter eigentlich war, wieso er als „erster Soldaten des Dritten Reichs‟ verherrlicht wurde und welche Bedeutung das für die Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg hatte. Natürlich kommt auch dieses merkwürdige heutige „Gedenken‟ an ein kleines Dorf aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zur Sprache, unter welchen Umständen dieses Gedenken geschaffen wurde und was das mit der „Bewältigung‟ der 1956 erst wenige Jahre zurückliegende Geschichte der NS-Zeit zu tun hatte. Am Schluß steht der Vorschlag, die Passanten von all dem etwas wissen zu lassen.

Zur weiteren Information sei auf den Artikel  „Wie der Findling in der Wilhelmsaue vom Schlageter- zum Dorfaue-Gedenkstein wurde” im Kiezer Weblog verwiesen.

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