
Volksparksteg 1971
Der Volksparksteg verbindet seit 1971 als erste Westberliner Schrägseilbrücke die beiden Teile des Volksparks über die Bundesallee hinweg. Steht man mitten drauf, befindet man sich genau im Schnittpunkt von zwei für Wilmersdorf einst bedeutsame Gegebenheiten.
Bei der einen, der geographischen, die parallel zum Steg verlief, handelte es sich um den Schwarzen Graben. Das war ein Abflußgraben, der den Wilmersdorfer See über Schöneberg mit der Spree nahe der Schloßbrücke in Charlottenburg verband. Durch ihn wurde das sumpfige Fenn zwischen Wilmersdorf und Schöneberg – der heutige Volkspark – entwässert. Der Verlauf des seit den 1880er Jahren zugeschütteten Grabens kann heute auch noch an verschiedenen Straßenzügen nachverfolgt werden, darunter Pariser, Giesebrecht- und Kaiser-Friedrich-Straße.
Die andere Gegebenheit, eine stadtplanerische, ist erkennbar an der vom Steg überquerten Bundesallee: Der Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde wollte auf dem ehemaligen Rittergut Wilmersdorf die Idee der Landhauskolonie umsetzen, um als Antwort auf die rasche Entwicklung Berlins als Hauptstadt des neugegründeten Deutschen Reiches bürgerlichen Kreise bessere Wohnbedingungen zu bieten als in Berlin selbst. Er kaufte 1870 das Gut und ließ ein symmetrisches Netz von Straßen und Plätzen anlegen, wozu u.a. der Nikolsburger und der Prager Platz gehören, mit der Bundesallee als Mittelachse. Im sog. „Gründerkrach“ von 1873 ging Carstenn allerdings bankrott, und von der Idee der Landhauskolonie blieb kaum mehr als die „Landhausstraße“ übrig..
Unter den beiden pfeilern nächtigten jahrelang obdachlose.
Ein paar häuser weiter, „kaiserallee 188“, war eine der schaltstellen des holocaust: das ss-führungshauptamt.
Siehe meinen beitrag in Wilmersdorf ansichten (2003).
Gruss frank