Zeitgeschichte am Straßenrand (4 von 13)

Barbrücke Barstraße, 1935
Der Schriftzug stammt von 1935, die Straßen-/U-Bahn-Brücke selbst – genauer: ihr Unterbau mit seinem grob behauenen Natursteinmauerwerk – jedoch von 1913, genauso wie der Bahnhof Fehrbelliner Platz. Und ebenso wie dieser war sie dazu bestimmt, prunkvoller als entsprechende Bauten bei den Nachbarn zu sein, in diesem Fall also die Fennüberquerung am Rathaus Schöneberg. Es wurde eine großartige Brücke im neoromanischen Stil, mit kolonnaden- und laternengeschmückten Torbauten an beiden Enden und kreuzgratüberwölbten Wandelhallen beiderseits der Bahngleise über den Fennsee. Alles unter Verwendung von rheinischer Basaltlava und schlesischem Granit. Und das war zu schwer für die Pfahlgründung im Morast. Es gab erhebliche Setzungen, weswegen 1935 auf den Unterbau eine leichtere Stahlbetonkonstruktion gesetzt werden mußte. Aus dieser Zeit stammt der Schriftzug.

Noch zum Schriftzug als solchem: Zur Zeit seiner Entstehung, also 1935, war die gebrochene Schrift, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts in deutschen Landen die meistbenutzte Druckschrift war, längst selbst unter Druck geraten. 1941 wurde der Fraktur-Antiqua-Streit durch Erlaß zugunsten der bis heute gebräuchlichen Antiqua beendet.

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